Forensiker untersuchen Fahrzeuge an einer Mautstation im französischen Incarville.

Überfall in Frankreich "Man hat auf unsere Justiz geschossen"

Stand: 14.05.2024 19:46 Uhr

Eine Attacke auf einen Häftlingstransport schockiert Frankreich. Zwei Gefängniswärter wurden bei dem Überfall bei Rouen erschossen, drei Polizisten verletzt. Der Gefangene konnte mit den Angreifern fliehen. Von S. Markert.

Schweigeminute in der Nationalversammlung für die Opfer des brutalen Überfalls auf einen Gefängnistransport. Parlamentschefin Yael Braun-Pivet drückt ihr Beileid aus, nennt die drei schwerverletzten Polizisten und erinnert an die zwei getöteten Gefängniswärter. "Einer hinterlässt eine Frau und zwei Kinder, der andere eine Frau im fünften Monat schwanger. Die Urheber dieses kriminellen Angriffs dürfen nicht ungestraft bleiben. Ich begrüße die Arbeit der Sicherheitskräfte, ihren Mut und ihre Reaktionsschnelligkeit." Die Nationalversammlung sei immer auf der Seite derer, die der Republik dienen und ihre Bürger schützen, so die Parlamentspräsidentin.

Auch Premierminister Gabriel Attal ergreift das Wort, er war wegen einer Fragestunde an die Regierung in der Nationalversammlung. "Heute Morgen wurde im Département Eure die Republik angegriffen. Die öffentliche Ordnung war Zielscheibe, man hat auf unsere Justiz geschossen."

Transporter mit schweren Waffen angegriffen

Was war geschehen? Justizminister Eric Dupond-Moretti erklärte nach einem Krisenstab vor den TV-Kameras: "Unser Land ist in Trauer. Heute Morgen ist während eines Gefangenentransports zwischen dem Strafgericht von Evreux und dem Gefängnis von Rouen ein Mann geflohen." Und dafür hätten seine Komplizen nicht gezögert, mit schweren Waffen auf das Begleitpersonal zu schießen, so der Minister weiter. "Alles, ich sage alles, wird getan, um die Urheber dieses schändlichen Verbrechens zu finden."  

Der Justizminister begab sich ins Gefängnis zu den Kollegen der Getöteten. Die Gewerkschaften wollen ein Zeichen setzen und Gefängnisse blockieren. Die Autobahn wurde gesperrt. Ein ausgebranntes Fluchtfahrzeug wurde bereits westlich der A13 gefunden. 350 Polizisten und Gendarmen sind mobilisiert, kontrollieren Autos und strategische Orte. Um Mohamed Amra wiederzufinden. Sein Spitzname: "La Mouche", "Die Fliege". Er soll vor zwei Tagen die Gitterstäbe seiner Zelle angesägt haben und kam daraufhin in Disziplinargewahrsam.

Nach der Attacke schrieb Präsident Macron auf X, dies sei ein Schock für uns alle. Und First Lady Brigitte Macron sagte im Fernsehen: "Allen, die diesen Beruf ausüben, den Kollegen, den Familien - in dem, was sie erlitten haben, sind wir voll und ganz bei ihnen." 

Flüchtiger soll Chef eines Drogenkartells sein

Die Ermittlungen leitet JUNALCO - die Instanz gegen organisierte Kriminalität. Sie bestätigt, dass der Geflohene im März 1994 geboren worden sei und ein besonders überwachter Häftling war. Amra sei in Evreux am zehnten Mai wegen Einbruchs verurteilt worden. Gegen ihn wird in Marseille wegen Entführung und Freiheitsberaubung mit Todesfolge ermittelt. Er soll Chef eines Drogenkartells sein.

Dazu kommen nun unter anderem Totschlag, versuchter Totschlag mit einer organisierten Bande, Flucht und Kriegswaffenbesitz. Der politische Druck ist groß, dass die Behörden die Angreifer und den geflohenen Häftling schnell festnehmen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 14. Mai 2024 um 19:09 Uhr.