Energie-Trainer "Ede" Geyer jubelt über den Aufstieg in die 1. Bundesliga (Quelle: IMAGO / momentphoto/Michael)

Brandenburg Lausitzer vor Rückkehr in den Profi-Fußball: Fünf Meilensteine in der Geschichte des FC Energie Cottbus

Stand: 08.05.2024 14:07 Uhr

Nach fünf Spielzeiten in der Regionalliga Nordost steht der FC Energie Cottbus unmittelbar vor dem Aufstieg in die 3. Liga - und der Rückkehr in den Profi-Fußball. Ein Rückblick auf besonders denkwürdige Momente der Vereinsgeschichte. Von Anton Fahl

Der erste Bundesliga-Aufstieg

Als Eduard "Ede" Geyer den Trainerposten des FC Energie Cottbus zum 1. Juli 1994 übernahm, waren die Lausitzer noch in der damals drittklassigen Regionalliga unterwegs. Es folgte: Eine Erfolgsgeschichte. In der Saison 1996/97 gelang der Sprung in die 2. Bundesliga. Und wiederum drei Jahre später, unmittelbar nach der Jahrtausendwende, schrieben die Cottbuser Geschichte: Am 26. Mai 2000 wurde der erste Bundesliga-Aufstieg des Vereins perfekt gemacht.

Im ausverkauften Stadion der Freundschaft empfingen die Lausitzer am 34. Spieltag der 2. Bundesliga den 1. FC Köln, alles war angerichtet – und Energie lieferte. "Dieses Spiel war für uns wie vier Mal Weihnachten an einem Tag", erinnerte sich Christian Beeck, der seinerzeit in der Cottbuser Innenverteidigung die Knochen hinhielt, viele Jahre später an diesen denkwürdigen Tag.
 
Detlef Irrgang (43. Minute) und Vasile Miriuta (49.) sorgten mit ihren Toren für den 2:0-Endstand – und der FC Energie stieg als Tabellen-Dritter ins deutsche Fußball-Oberhaus auf.

Energie-Kapitän Christian Beeck (am Boden) im Zweikampf mit Carsten Jancker vom FC Bayern München (Quelle: IMAGO / Camera 4)

Kein Durchkommen: Energie-Kapitän Christian Beeck (am Boden) stoppt Bayerns Carsten Jancker - mit einer Grätsche am Rande der Legalität. Wo ist eigentlich der Ball?

Der erste Sieg gegen den großen FC Bayern

Und in der Premieren-Saison 2000/01 schafften die Brandenburger direkt eine Sensation: Am 8. Spieltag empfingen die Cottbuser den - damals amtierenden - Deutschen Meister FC Bayern München – und gingen mit 1:0 als Sieger vom Platz. Vilmos Sebok erzielte in der 14. Minute nach Vorarbeit von Bruno Akrapovic den entscheidenden Treffer gegen das Münchner Star-Ensemble um Oliver Kahn, Giovane Elber und Carsten Jancker. Kult-Keeper Tomislav Piplica hielt die Null. Die Lausitz bebte. Und für den FCB gab es später in der Spielzeit zumindest Trostpreise: Meisterschale und Henkelpott.
 
Für das Team von "Ede" Geyer war es an diesem 14. Oktober 2000 – nach einem 2:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt am 4. Spieltag – der zweite Saison- und Bundesliga-Sieg überhaupt.

Fans des FC Energie Cottbus freuen sich über den Bundesliga-Klassenerhalt ihrer Mannschaft im Jahr 2008 (Quelle: IMAGO / Fishing 4)

"Gekommen, um zu bleiben": Fans des FC Energie Cottbus freuen sich über den Bundesliga-Klassenerhalt im Jahr 2008.

Die letzte Bundesliga-Rettung

Auch in der Saison 2007/08 mischte der FC Energie Cottbus in der höchsten deutschen Spielklasse mit - und der Hamburger Sport-Verein zu jener Zeit, kein Witz, regelmäßig im internationalen Wettbewerb.
 
Am 33. Spieltag kam es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs. Die Lausitzer – damals von Bojan Prasnikar trainiert – setzten sich durch Tore von Stiven Rivic und Dennis Sörensen mit 2:0 gegen den viertplatzierten HSV im Stadion der Freundschaft durch. Und Energie hielt die Klasse.
 
An dieser Stelle nur eine Randnotiz: Bittererweise sollte es in der darauffolgenden Saison anders kommen. Als Tabellen-16. musste Cottbus in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg – und letztlich wieder den Gang in die 2. Bundesliga antreten.

Die Anzeigetafel beim Spiel FC Energie Cottbus vs. Erzgebirge Aue im Jahr 2010 (Quelle: IMAGO / Contrast)

Zahlen lügen nicht: Die Anzeigetafel im Stadion der Freundschaft beim 6:0-Heimsieg des FC Energie gegen den FC Erzgebirge.

Der höchste Sieg im Profi-Fußball

Besonders treffsicher präsentierte sich der FC Energie in der Saison 2010/11 in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. In jener Spielzeit – in der ersten Amtszeit des Cheftrainers Claus-Dieter Wollitz – stellten die Lausitzer mit 65 Toren die zweitbeste Offensive. Übertroffen wurde diese Marke nur von einem Berliner Verein namens Hertha BSC, der sogar 69 Mal netzte und am Ende jener Saison als Zweitliga-Meister in die Beletage zurückkehrte, während Cottbus auf dem sechsten Platz abschloss.
 
Auf dem Weg zu dieser respektablen Bilanz feierte der FCE am 28. November 2010 einen ganz besonderen, weil geschichtsträchtigen, Dreier: Der 6:0-Erfolg gegen den FC Erzgebirge Aue ist bis heute der höchste Sieg, den Energie jemals im Profi-Fußball bejubeln durfte. Kurios: Innenverteidiger Uwe Hünemeier trug sich an jenem Sonntagnachmittag gleich drei Mal in die Torschützenliste ein. Und Nils Petersen? Stand zwar bis zur 76. Minute auf dem Rasen und erzielte gegen Aue keinen Treffer, wurde am Ende der Saison aber trotzdem Torschützenkönig der 2. Bundesliga. Mit 25 Toren und somit vor den beiden Benjamins Auer (Alemannia Aachen, 20 Treffer) und Lauth (TSV 1860 München, 16).
 
Im Sommer 2011 zog es Petersen zum FC Bayern, später zum SV Werder Bremen und SC Freiburg. Doch für keinen Verein war der Knipser jemals wieder so treffsicher wie im Trikot des FC Energie Cottbus in der Saison 2010/11.

Nils Petersen, Top-Torjäger des FC Energie Cottbus in der Saison 2010/11 (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)

Cottbuser Tormaschine in der Saison 2010/11: Nils Petersen.

Der Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals 2011

In der selben Spielzeit sorgte Energie auch im DFB-Pokal für mächtig Furore: Zum Auftakt taten sich die Lausitzer gegen den niedersächsischen Oberligisten TuS Heeslingen noch vergleichsweise schwer, zogen letztlich aber durch einen 2:1-Auswärtssieg in die zweite Runde ein. Um in der Folge gleich drei Erstligisten nacheinander zu eliminieren: Den SC Freiburg (2:1), VfL Wolfsburg (3:1) und die TSG Hoffenheim (1:0).
 
Ausgerechnet gegen einen anderen Zweitligisten war schließlich im Halbfinale für "Pele" Wollitz und seine Mannschaft Endstation: Der MSV Duisburg bezwang die Cottbuser mit 2:1 und löste das Ticket fürs Pokal-Finale im Berliner Olympiastadion. Noch so eine Randnotiz: Das Endspiel gewann der FC Schalke 04, zu jener Zeit sage und schreibe ein Champions-League-Halbfinalist, mit 5:0 gegen die "Zebras".
 
Seitdem kam Energie im DFB-Pokal nie wieder über die zweite Runde hinaus. Doch während die Lausitzer nun zumindest kurz vor einer Rückkehr in den Profi-Fußball stehen, stieg der MSV Duisburg am vergangenen Wochenende aus der dritten in die Regionalliga ab.