Neuharlingersiel: Wohnmobile stehen auf einem Campingplatz am Deich.

Nordrhein-Westfalen Camping-Tourismus in Deutschland wächst

Stand: 08.05.2024 06:00 Uhr

Wie keine andere Übernachtungsart hatte Camping von den Corona-Schutzauflagen profitiert. Auch nach der Pandemie wächst der Camping-Tourismus in Deutschland und bricht einen Rekord.

Die Campingplätze in Deutschland zählten im vergangenen Jahr 42,3 Millionen touristische Übernachtungen, das sind 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr - ein erneuter Rekord, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete.

Nicht enthalten sind hier Dauercamper und Übernachtungen auf den rund 5300 Wohnmobil-Stellplätzen in nahezu allen Ecken der Republik, für die nur ungenaue Schätzungen vorliegen.

Camping seit 2019 um mehr als 18 Prozent gewachsen

Im ersten Corona-Jahr 2020 stieg der Anteil des Campings von 7,2 Prozent auf 11,2 Prozent aller touristischen Übernachtungen - da vielen Menschen der Urlaub an der frischen Luft noch am sichersten erschien.

Im vergangenen Jahr ging der Anteil dann zwar wieder auf 8,7 Prozent zurück, dennoch ist Camping seit 2019 um 18,2 Prozent gewachsen. Das gesamte Beherbergungsgewerbe musste allerdings 1,7 Prozent weniger Übernachtungen verkraften.

"Generell erlebt Campingtourismus seit rund 15 Jahren einen Aufschwung, das ist nicht nur ein Corona-Thema", sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Campingwirtschaft (BVCD), Frank Schaal. Campen gehöre zu einem naturnahen Lifestyle jüngerer Leute ebenso dazu wie für viele Menschen, die autonom mit dem Wohnmobil unterwegs sein wollen.

Wettbewerb um Stellplätze wird rauer

Voller Campingplatz

Der Camping-Tourismus erlebt einen Aufschwung

"Seit 2017 hat sich der Bestand an Wohnmobilen nahezu verdoppelt", sagt Schaal. Er sieht die Campingplätze beim Komfort gegenüber den Stellplätzen im Vorteil. An besonders attraktiven Zielen wird daher der Wettbewerb um die vorhandenen Stellplätze rauer.

Dauercampern wird für Platz für Touristen gekündigt

Neuharlingersiel in Ostfriesland, Westerland auf Sylt oder Steinach im badischen Kinzigtal: An vielen Orten wurde Dauercampern gekündigt, um mehr Platz für zahlungskräftigere Touristen zu gewinnen.

"Campingplätze werden als Wirtschaftsunternehmen betrieben, die natürlich auch das Recht haben, ihre Erträge zu steigern", sagt Verbandschef Schaal.  

Deutsche Stellplätze günstiger als Tourismus-Hochburgen

Die Urlauber müssen mit weiter steigenden Preisen rechnen. Im vergangenen Jahr haben sich laut der Bundesstatistik Übernachtungen mit Wohnmobilen um 9 Prozent verteuert. Die normale Campingplatzgebühr stieg um 6,6 Prozent. Nach einer Auswertung der Internetplattform "camping.info" kostet ein Stellplatz für zwei Personen, Caravan, Strom und Ortstaxe in der Hauptsaison im Schnitt 27,52 Euro.

Deutschland ist damit weit günstiger als klassische Campingländer am Mittelmeer wie Italien (39,24 Euro) oder Kroatien (38,77 Euro). Preiswerter geht es nur abseits der Tourismus-Hochburgen zu. 

Campingverbände wie auch die Hersteller von Campingfahrzeugen gehen von weiterem Wachstum in diesem Jahr aus, zumal die geburtenstarken Boomer-Jahrgänge kurz vor dem Ruhestand stehen.

Größere Auswahl nach Produktionsengpässen

Noch nie wurden in einem ersten Quartal so viele Wohnmobile zugelassen wie von Januar bis März 2024 mit 19 805 Einheiten, berichtet der Caravaning Industrie Verband (CIVD) in Frankfurt.

Nach erheblichen Produktionsengpässen in der Corona-Zeit gebe es nun wieder eine größere Auswahl an Modellen und die Kunden könnten auf Aktionspreise setzen.

Unsere Quelle:

  • Nachrichtenagentur dpa